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350+ Zitate deutscher Freier von 2003 bis 2018. Was sagen sie aus? Wie lassen sie sich kategorisieren? Hier eine Übersicht:

Abzocke

Häufig unterstellen Freier prostituierten Frauen, dass sie ja nur aufs Geld aus seien – auch aus der Perspektive von Prostitutionsbefürwortern absurd, denn schließlich ist kein „Dienstleister“ reiner Altruist. In der Prostitution aber werden Frauen, die die Freier nicht zufrieden stellen, als geldfixiert, Abzockerinnen oder gleich als Abzockfotzen beschimpft. Freier warnen sich gegenseitig vor ihnen.

Abzockfotze

Ärger über Grenzen

Viele Freier stellen sich unter Prostitution vor, dass ihnen für die bezahlte Zeit der Körper der prostituierten Frau grenzenlos zur Verfügung steht. In der Praxis haben prostituierte Frauen, wie alle Menschen, natürlich Grenzen, z.B. weigern sich viele, Küsse oder Cunnilingus anzubieten oder fordern dafür einen Aufpreis. Das Aufzeigen solcher Grenzen führt zu viel Unmut, üblen Beschimpfungen, Drohungen und mitunter auch bewusster Überschreitung jener Grenzen.

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Armut

Die desolate finanzielle Situation vieler prostituierter Frauen ist den meisten Freiern kein Geheimnis. Dass Armutsprostitution in Deutschland weit verbreitet ist und es dabei um den puren Lebensunterhalt der Frau und mitunter auch ihrer Familie geht, ist bekannt und wird offen diskutiert. Diese Realität wird manchmal mitleidig, aber auch hämisch und sogar verurteilend kommentiert. Der fortgesetzte Kauf sexuellen Zugangs zu den Körpern dieser Frauen wird meist durch das Argument gerechtfertigt, es handle sich dabei um Altruismus – z.B. heißt es, dass Frauen vom Straßenstrich zu kaufen eine freundliche Tat sei, da sie dann vorübergehend nicht mehr frieren würden.

Armut

Drogen

Der Konsum von Alkohol oder Drogen, um den Alltag der Prostitution erträglich(er) zu machen, ist recht weit bekannt – auch unter Freiern. Klare Anzeichen von Drogenkonsum oder Trunkenheit werden allerdings höchstens als störend eingestuft, mitunter als nützlich empfunden, da die Gefügigkeit gesteigert ist. Selten wird es als Grund gewertet, den Kauf des sexuellen Zugangs zu unterlassen. Eine Liste von legalen deutschen Bordellen und Angaben zur Präsenz von Menschenhandel, Drogendelikten, Zuhältergewalt etc. gibt es hier.

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Falsche Werbung

Gängiger Trend der Sexindustrie ist das Schönen von Werbebildern und die Kreation eines äußerlich geschniegelten Auftretens. Um den „Kaufwert“ von Frauen zu steigern werden falsche Körpergrößen, Herkunftsländer und Alter angegeben, und Tattoos oder Narben verdeckt, damit Frauen vor dem „Bestellen“ in das sogenannte „Beuteschema“ eines Freiers passen. Außerdem stört viele Freier, dass positive online Rezensionen von Prostitutionsstätten nicht unbedingt zuverlässig sind, da einige von Bordellbetreibern oder den prostituierten Frauen selbst verfasst werden. Verständnis dafür, dass diese Schönungen durchaus notwendig für den Lebensunterhalt der Frauen sind, gibt es selbstverständlich nicht. Gelegentlich treffen Freier Frauen an, bei denen sie sich nicht sicher sind, ob sie tatsächlich volljährig sind – ein Problem, dass sie selbst benennen.

Falsche Werbung

Fetischisierung

Fetischisierung prostituierter Frauen durch Freier findet in der Regel auf der Basis von Hautfarbe bzw. Ethnizität statt, vor der Verwendung rassistischer Ausdrücke, wie Schlitzauge oder Stereotypen von angeblicher östlicher femininer Unterwürfigkeit im Gegensatz zu der prüden Verklemmtheit deutscher Frauen, wird nicht zurückgeschreckt. Weitere Fetische beziehen sich auf besonders junge, unerfahrene oder schwangere Frauen. Frauen in besonders prekären Situationen, z.B. solche die drogenabhängig, obdachlos oder geflüchtet sind werden von manchen Freiern speziell auf Grund ihrer Verletzlichkeit ausgesucht. Transsexuelle oder transgender Personen werden ebenfalls aktiv fetishisiert.  Zahlen zur Häufigkeit der Begriffsverwendung gibt es hier.

Fetishisierung

Frauenfeindlichkeit

Tiefe Frauenfeindlichkeit ist auf Freierforen die absolute Regel: Wähnen sich Freier unter sich, sind die Frauen grundsätzlich Schlampen, Nutten und Huren oder gleich Fickfleisch, Frischfleisch und Dreilochstuten, die man natürlich bumst, fickt oder auch mit seinem Penis einknüppelt, sticht, hackt oder aufspießt. Körperöffnungen werden besamt, vollgepumpt, vollgesaut und es wird reingespritzt und eingelocht. Die Körperteile der Frauen selbst sind Titten, Muschis, Mösen, Schlitze, Fotzen oder Löcher. Zahlen zur Häufigkeit der Begriffsverwendung gibt es hier.

Frauenfeindlichkeit

Fremdgehen

Entgegen mancher öffentlicher Annahmen sind Freier selten tatsächlich einsame Männer, sondern oft in Langzeit-Beziehungen und Ehen. Auf Freierforen wird offener Austausch betrieben über die Mängel und ’nervigen‘ sexuellen Grenzen der eigenen Partnerinnen und Ausreden gefunden, weshalb die Prostitutionsnutzung entweder kein Fremdgehen darstelle oder gerechtfertigt sei. Gängige Meinung ist außerdem, dass Partnerschaft oder Ehe letztendlich auch Prostitution seien, weil alle Frauen angeblich direkt oder indirekt für Sex immer Bezahlung erwarten würden.

Fremdgehen

Grenzüberschreitung

Theoretisch werden zwischen Freier und prostituierter Frau sämtliche Grenzen vor jeglichen sexuellen Handlungen klar verhandelt. In der Praxis ist dies oft nur begrenzt möglich, z.B. durch die oft bestehende Sprachbarriere, durch die finanzielle Situation der Frau oder eben auch weil sexuelle Grenzen von den Freiern bewusst überschritten werden. Trotz vorheriger Verhandlung wird z.B. die Passivität prostituierter Frauen oft als Zustimmung zu bestimmten Handlungen gewertet, obwohl die Einordnung dieser als ‚Einverständnis‘ bei genauerer Betrachtung fragwürdig ist.

Grenzüberschreitung

Hygienemängel

Wiederholt beobachten Freier in (Wohnungs-)Bordellen mangelhafte Hygiene in Form dreckiger Wände, Laken und Toiletten. Dem Freier bleibt dabei die Option, den Ort jederzeit zu verlassen – die Frauen sind möglichen Krankheitserregern Stunden, Tage oder auch beträchtlich länger ausgeliefert, besonders dann, wenn sie in den Bordellzimmern leben. Heruntergekommene, ungewaschene Frauen sprechen für Armut, Vernachlässigung, psychische Probleme und/oder Menschenhandel.

Hygienemängel

Keine Verhütung

Eine prostituierte Frau in einem legalen deutschen Bordell empfängt täglich 5 bis 20 Freier. Abgesehen von den psychischen und anderen physischen Risiken, beinhaltet dies natürlich ein erhöhtes Risiko, sich mit einer Geschlechtskrankheit zu infizieren. Aus diesem Grund herrscht zumindest theoretisch seit Juli 2017 in Deutschland Kondompflicht für Freier, diese wird allerdings ungeniert gebrochen und die Nicht-Verwendung von Kondomen, meist „Alles-Ohne“ oder „katholisch“ genannt, wird aktiv fetischisiert und gesucht. Frauen, die auf Verhütung bestehen, riskieren weniger Einnahmen, sowie Unmut oder Aggression auf Seiten der Freier.

Keine Verhütung

Lustlos

Unzählige Freierforen-Berichte beschreiben Frauen, die den Sex offensichtlich nicht wollen (mehr als 130 Beispiele alleine hier auf diesem Blog!). Weniger eindeutige Berichte sprechen von Frauen, die sich distanziert, kalt, arrogant, genervt oder unhöflich verhalten. In eindeutigeren Berichten werden prostituierte Frauen als unbeteiligt, unmotiviert, mechanisch, passiv oder ganz konkret als lustlos bezeichnet. Einige tun ihrer Ablehnung und ihrem Ekel vor den Freiern offen kund. Unzählige Male wird beschrieben, wie die Frauen Zeit schinden, während des Verkehrs auf die Uhr oder das Handy schauen und den Eindruck vermitteln oder konkret aussprechen, dass der Freier jetzt endlich beenden solle. Immer wieder wird ihr Verhalten mit der Leblosigkeit einer Leiche verglichen. Aus der häufigen Teilnahmslosigkeit und Unlust der Frauen ziehen Freier allerdings selten den Schluss, dass ihr eigenes Verhalten vielleicht unmoralisch wäre – stattdessen beschwert man sich, dass es den eigenen Spaß mindere. Zahlen zur Häufigkeit der Begriffsverwendung gibt es hier.

Lustlosigkeit

Menschenhandel

Dass man es so richtig nicht ausschließen könne, ob man eine Zwangsprostituierte vor sich hat, sagen Freier selbst. Frauen, die kaum Deutsch sprechen, die in kürzester Zeit unter Anleitung von Zuhältern den Ort wechseln, die auf Heimaturlaub sind und nicht zurück kommen, von der Polizei eingesammelt werden, Frauen mit blauen Flecken, Frauen die vor den Augen der Freier misshandelt werden, Minderjährige – all dies wird angetroffen… aber wer kann da schon genau sagen, was vor sich gehtEs ginge den „Mädels“ nicht besser wenn sie keine „Kunden“ hätten heißt es mitunter. Außerdem riskiere man beim Melden von Verdacht auf Menschenhandel ja selber Kopf und Kragen. Und sind Überstunden im Büro nicht auch schon irgendwie Zwangsarbeit? Eine Liste von legalen deutschen Bordellen und Angaben zur Präsenz von Menschenhandel, Drogendelikten, Zuhältergewalt etc. gibt es hier.

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Mitgefühl

Wie steht es um das Mitgefühl von Freiern? So nehmen doch einige das menschliche Leid, dass sie mitverursachen wahr, nur welche Schlüsse ziehen sie daraus? Erst einmal sind sich fast alle sicher – für ihren eigenen Kopf und Körper käme Prostitution auf keinen Fall in Frage. Einige wenige entscheiden sich, bei klaren Anzeichen von Unlust oder Zwang, den Kauf des sexuellen Zugangs zu unterlassen. Andere appellieren konkret an die Frauen, ihre Unlust in Zukunft zu überspielen, oder an die Bordellbesitzer, Zwangsprostitution gefälligst besser zu verstecken. Oder sie schaffen es, nachdem sich herausstellt, dass die prostituierte Frau in Wirklichkeit ein 16-jähriges Mädchen ist, sich noch darüber zu beschweren, dass die ‚gemeinsame Zeit‘ verfrüht beendet wurde. Mitleid ist lästig, wenn man doch nur Spaß haben will.

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Männlichkeitsbild

Für die meisten Freier sind Männer willenlose Sklaven ihrer Libido und damit auch für ihr Verhalten nicht wirklich verantwortlich. Die Perspektive auf den eigenen Sexkauf schwankt zwischen Selbstgefälligkeit, resignierter „Akzeptanz“ der eigenen angeblichen Sexsucht und scherzhaften Selbstvorwürfen wegen der eigenen nicht zu bändigenden Männlichkeit, die natürlich das Objektifizieren von Frauen voraussetzt. Ein „echter Mann“ brauche grundsätzlich eine sexuell gefügige Frau und dafür halten am besten prostituierte und Frauen aus Schwellenländern her. Einige wenige Kandidaten bemitleiden sich selbst und begreifen sich auf Grund ihrer „Triebe“ als anfällig dafür, von prostituierten Frauen ausgenutzt zu werden. Beliebte Bezeichnungen für das eigene Geschlechtsteil wiederum sprechen für eine Wahrnehmung des Maskulinen als tatkräftig und aggressiv – so zählen zu den häufig verwendeten Bezeichnungen Wörter wie Prügel, Lanze, Schwert und Knüppel. Zahlen zur Häufigkeit der Begriffsverwendung gibt es hier.

Männlich

Nicht-Prostituierte Frauen

Die Frauenfeindlichkeit von Freiern beschränkt sich nicht auf Frauen in der Prostitution: Deutsche Frauen gelten als „zu emanzipiert“ und auch über die eigene Partnerin wird abfällig gesprochen – wobei manche Männer beteuern die eigene Frau/Freundin zu lieben, trotz des regelmäßigen BetrugsNicht-prostituierte Frauen werden vor allem dann herangezogen, wenn Freier mit erbrachten „Leistungen“ unzufrieden sind und Frauen sich nicht komplett untergeordnet haben – denn Sex bei dem Frauen Grenzen und Bedürfnisse aufzeigen gibt’s auch ‚da draußen‘ zu haben„. Einige Freier zeigen aber, dass sie ihre Sex-Partnerinnen auch nicht anders behandeln, als Frauen in der Prostitution, dass sie Beziehungen auch durch die Linse einer „Transaktion“ und „Bringschuld der Frau“ sehen und dass die Prostitution ihr gesamtes Frauenbild beeinträchtigt.

Objektifizierung

Wer sich an sexistischer Alltagswerbung stört, dem sollte das Werbemodell der Prostitution erst recht sauer aufstoßen: Von den Freiern aktiv mitbetrieben werden Frauen danach bewertet wie eng die Vagina ist, wie groß die Brüste, wie fest der Hintern. Frauen, zu denen man sich Zugang nicht vornehmlich auf Grund ihrer sexuellen Fertigkeiten erwirbt, sondern alleine des Aussehens wegen, werden als „Optik-Fick“ bezeichnet. Die Profilbilder der Nutzer auf Freierforen zeigen oft nackte Brüste, Frauen- oder Mädchengesichter mit Ejakulat und/oder Nahaufnahmen von Vulven oder Ani, die auf den Fotos oft mit Hand, Arm, Finger oder Penis penetriert werden (alle Fotos sind unkenntlich gemacht). Ältere und dickere Frauen werden auf Freierforen meist mit häßlich, abstoßend oder eklig betitelt und gelten als „Geldverschwendung„. Zahlen zur Häufigkeit der Begriffsverwendung gibt es hier.

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Pornosex

Die Porno- und die Sex-Industrie sind eng miteinander verwoben, die Übergänge sind fließend: Nicht nur tauschen beide Industrien häufig Frauen untereinander aus, Pornographie formt auch aktiv die sexuellen Fantasien von Freiern. Pornos enthalten oft Darstellung von Aggressivität, wenn nicht sogar Gewalt, der sich viele nicht-prostituierte Frauen verweigern – aber in der Prostitution findet sich immer eine Frau, die dafür zugänglich ist/sein muss. Wie auf Pornoseiten der Standard, sind die Begriffe mit denen die Frauen bedacht werden, ausdrücklich abwertend und die sexuellen Handlungen, die beschrieben werden, explizit strafend für deren Körper, was sich besonders in der Wahl der Verben ausdrückt (stoßen, nageln, hämmern, kloppen, knüppeln).

So erzählen Freier einander stolz davon, wie brutal der Oral– und Analverkehr ist, den sie haben, wie vielen prostituierten Frauen sie schon auf den Körper, ins Gesicht oder in den Mund gespritzt haben und wie toll Frauen ATM/ATV (Ass-To-Mouth/Ass-To-Vagina) über sich ergehen lassen. Nur ein Einzelner merkt an, dass die Sexualität die Pornos vermitteln, vielleicht letztendlich selbstschädigend wirken könnte – aber Opfer der Industrie sind dann Männer wie er und nicht die Frauen, auf deren Kosten diese Fantasien ausgelebt werden. Zahlen zur Häufigkeit der Begriffsverwendung gibt es hier.

Pornosex

Rassismus

Wie bereits erwähnt, ziehen sich durch die Fetischisierung von Frauen verschiedener Ethnizitäten rassistische Stereotypen. In dieser Kategorie geht es aber auch ganz konkret um die Herabwertung von prostituierten Frauen aufgrund ihre Hautfarbe und/oder Herkunft. Wer an osteuropäischen Armutsprostituierten keinen Gefallen findet, hat tendenziell harte Wort für sie übrig. Harmlosere, aber doch abwertende Begriffe, wie Polenmaus oder Chinagirl sind gängig, sowie das Anhängen der Wörter „Fick“/“Schlampe“/“Hure“/“Fotze“ an alle erdenklichen Ethnizitäten oder auch an das N-Wort. Besondere Abneigung hat man außerdem übrig für Sinti- und Roma-Frauen. Ist eine prostituierte Frau ermordet worden, fällt der Verdacht schnell auf „die Ausländer“, auch wenn der eigentliche Täter fast immer ein Landsmann und auch ein Freier ist. Zahlen zur Häufigkeit der Begriffsverwendung gibt es hier.

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Schmerzen

Da Prostitutions-Sex auf einseitgier Anziehung beruht, geht er für prostituierte Frauen häufig mit Schmerzen einher: Zum Alltag der Prostitution gehören schmerzenden Hände, Kiefer und Rücken. Heftiger Oral-Verkehr im Pornostil ist mitunter so unangenehm, dass Freier selbst Betäubungsspray vorschlagen. Vaginale Penetration im nicht erregten Zustand ist, trotz häufiger Verwendung von Gleitgel, auf Dauer ebenfalls schmerzhaft. Wiederholt bekommen Freier mit, dass sie Frauen Schmerzen bereiten, aber entweder wird das als expliziter Turn-On empfunden, als störend für den eigenen Spaß gewertet oder nach Kenntnisnahme ignoriert. Gelegentlich mutmaßen Freier, dass ihre Penisgröße die Ursache sein könnte – wieder andere geben zu, dass es die mangelnde Erregung der Frauen ist, die zu Schmerzen führt.

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Selbstbild

Wie bereits beim Thema Männlichkeitsbild und Mitgefühl, scheiden sich die (Freier-)Geister, ob man denn nun Hedonist, großartiger Playboy oder vielleicht doch Missetäter oder eventuell Opfer ist. Vereinzelt kommen Zweifel auf, ob der Sexkauf nicht vielleicht die eigene Fähigkeit beeinträchtigt, Frauen als vollständigen Menschen zu begegnen. Wer sich scheinbar rational als „Kunde“ versteht, der eine „Dienstleistung in Anspruch nimmt“, der hat auch das Anrechtsdenken eines Kunden, nämlich als „König“ behandelt zu werden. Je nach Selbstwahrnehmung werden womöglich auch andere Bezeichnungen für das eigene Geschlechtsteil verwendet – wer von seiner Manneskraft überzeugt ist, verwendet z.B. die Begriffe Kronjuwelen, Zauberstab oder Zepter.

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Selbstmitleid

Die ganze Welt hat sich gegen Freier verschworen – so scheint es zumindest in manchen Foreneinträgen: nicht nur die einzelne prostituierte Frau, die den sexuellen Zugang verweigert oder einschränkt, wegen der die eigene Anständigkeit in Frage gestellt wird, für die das schöne Geld zum Fenster rausgeworfen wird, für die man Ehe und Familie aufs Spiel setzt, lässt den Freier nicht zu seinem Recht kommen, sondern auch gerne gleich die gesamte weibliche Bevölkerung Deutschlands, die im Bett einfach nicht ordentlich kuschen will! Feministische Kampf-Emanzen sind schuld daran! Freier selbst haben übrigens körperliche Grenzen, die sie auch verteidigen, so mögen sie es z.B. gar nicht, wenn Fremde sie durch offene Bordell-Türen ungefragt nackt sehen können – selektive Empathie vom Feinsten. Beim Heimweg nach dem Bordellbesuch stellt sich bei einigen Freiern tiefer Frust und Rastlosigkeit ein – Paysex macht anscheinend selten glücklich.

Selbstmitleid

Spricht kein Deutsch

Viele prostituierte Frauen in Deutschland sprechen kein Deutsch – ein Vorteil, weil man dann eher kein „Nein“ zu Hören bekommt und nicht mit Nachverhandlungs-Versuchen rechnen muss, oder ein Nachteil, weil man sich dann ja nur erschwert absprechen kann? So etwa läuft die Debatte. Nur wenige schrecken davor zurück, sich den sexuellen Zugang zu einer Frau zu kaufen, die lediglich ihren Preis nennen kann, und wenn, dann ist das vermutete erhöhte Risiko einer Ansteckung oder das heruntergekommene Aussehen der entscheidende Faktor. Über Armutsprostitution und Menschenhandel wird gelegentlich nachgedacht, aber grundsätzlich ist verbale Kommunikation vor und während dem Sex tendenziell kein Muss. Der Name einer ausländischen prostituierten Frau wird oft auch einfach vergessen.

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Vergewaltigung

Freier begehen innerhalb der legalen deutschen Sex-Industrie Vergewaltigungen. Dies zeigen uns ihre Zitate, in welchen sich Täter selbst entblößen: Wie mehrfach erwähnt, scheuen sich Freier nicht davor ohne zu fragen ohne Kondom zu penetrieren und auch nicht vor dem Kauf des Zugangs zu betrunkenen oder unter Drogen stehenden Frauen. Weiter berichten Freier von Frauen, die Angst zeigen, die sich nur widerwillig unterordnen, von ihnen wegbewegen oder versuchen die Beine zusammen zu ziehen. Andere versuchen Freier von sich weg zu drücken oder lehnen verbal explizit sexuelle Handlungen ab, worüber sich wiederholt hinweggesetzt wird. Schließlich habe man bezahlt. Die wohl übelste Kategorie Freier sind jene, die offen und stolz an dem sogenannten Einreiten teilnehmen, dem physischen und psychischen Brechen einer kürzlich erst prostituierten Frau, die in der Regel unter der Kontrolle eines Zuhälters steht. Dieser Prozess bezweckt, eine Frau für zukünftige „Kunden“, denen Widerwillen tendenziell missfällt, gefügig zu machen.

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Vorgespielte Lust

Auch auf enthusiastische Frauen treffen Freier laut ihrer Berichte – aber so richtig trauen sie der scheinbaren Lust der Frauen dann doch nicht. Manchmal dauert es Monate, bevor ein Freier sich die Unlust einer Frau eingesteht, manchmal merkt er es bei der ersten Begegnung – wie unprofessionell! Immerhin sind den sogenannten Langzeit-Freiern so einige Taktiken bekannt, mit denen sexuelle Lust vorgetäuscht wird, um Stammkunden zu gewinnen. Und es wird zusätzlich gezahlt, um das gewünschte Maß an vorgetäuschter Freude zu erhalten. Dass dieses Vorspielen auch aus reiner Armut und Zwang resultieren kann, ist weithin bekannt. Diejenigen mit keinem eindeutigen Hang zum Sadismus, ziehen es vor, wenn die Frau sich beim Verkehr aktiv beteiligt, aber ob sich das nun aus echtem Enthusiasmus speist oder nur vorgespielt ist, ist sekundär. Wenn es eine „supergute Illusion“ ist, ist doch alles prima.

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Zuhälterei

Eine Gruppe Menschen macht richtig Geld mit der Sex-Industrie: Zuhälter. Und sie sind überall, sagen Freier selbst, und erhalten den größten Teil der Einnahmen, mitunter bis zu 70%. Das kann stören, denn in der Gegenwart organisierter Krimineller, fühlt sich mitunter auch der „Kunde“ unwohl. Andererseits – wo sonst soll man sich beschweren, wenn die Frau sich nicht ordentlich untergeordnet hat? Und schließlich – so die Ansicht der Freier – schützt man ja durch seine Kundschaft die arme Frau vor der Willkür eines Zuhälters, der auf weitere Scheine wartet. Eine Liste von legalen deutschen Bordellen und Angaben zur Präsenz von Menschenhandel, Drogendelikten, Zuhältergewalt etc. gibt es hier.

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